Die deutschen Damen beim Singen der Nationalhymne nach dem 8-0 gegen Dänemark - Foto (c) T. Stanschus

Die deutschen Damen beim Singen der Nationalhymne nach dem 8-0 gegen Dänemark – Foto (c) T. Stanschus

Auch wenn am heutigen Tag sowohl die Damen wie auch die Herren ihre Spiele souverän gewinnen konnten, so war das eigentliche Highlight des Tages das Gruppenspiel des Weltmeisters gegen den Gastgeber. Und nicht durch Spannung sondern ebenso durch eine unglaublich emotionale Atmosphäre und Stimmung bewies diese Begegnung welchen unvorstellbaren Stellenwert Unterwasserrugby in Kolumbien einnimmt. Die Ränge waren bereits vor dem Spiel voll und für Zuschauer blieb daher nur noch in wenigen Bereichen rund um das Wettkampfbecken überhaupt Platz um etwas zu sehen. Einheimische drängelten sich zudem hinter den Wänden und verfolgten das Geschehen durch Schlitze.

Und dann geschah auch noch das unglaubliche. Der Außenseiter Kolumbien, immerhin noch nie auf einer Weltmeisterschaft eine Medaille gewonnen, ging bereits nach 3. Minuten 1:0 in Führung. Wie bereits bei den deutschen Damen, ist nun wohl auch Norwegen Opfer der ungewöhnlichen „Anpiffmethode“ der Schiedsrichter geworden. Kolumbien nutze diese Unsicherheit Norwegens eiskalt mit einem schnell ausgeführten Freiwurf und dem 1:0 Führungstreffer aus. Dabei sind im Becken sogar zwei Unterwasserhupen installiert, dennoch neigen die Schiedsrichter dazu neuerdings mit einer „Pfeife“ das Spiel freizugeben. Aber nicht die Schiedsrichter waren das besondere, sondern die immer wieder gefährlichen Konter der Kolumbianer. Kannte man dieses Konterspiel in der Vergangenheit nur von Norwegen, schien es als sei gerade diese doch so Konterstarke Mannschaft gegen ihre eigene Spielweise anfällig. Glück für die Weltmeister, dass Kolumbien zahlreiche gute Chancen, darunter auch 1 gegen 1 auf den norwegischen Torwart, ohne erfolg blieben.

Spiel Norwegen - Kolumbien vor voller Tribüne 2-1 für den Weltmeister nach 30min - Foto (c) T.Stanschus

Spiel Norwegen – Kolumbien vor voller Tribüne 2-1 für den Weltmeister nach 30min – Foto (c) T.Stanschus

Norwegen hingegen fand nach der frühen Führung und ein paar Wechseln in der Halbzeit deutlich besser ins Spiel. In der 20min erzielte Norwegen quasi in einem Kraftakt den 1:1 Führungstreffer. Gefühlte 10 Spieler waren in dieser Situation um den kolumbianischen Korb. In den weiteren Spielminuten folgte ein Schlagabtausch auf beiden Körben, der jedoch bei Kolumbien in der 27. Spielminute zu einem Strafwurf führte. Der norwegische Starstürmer Iver Björnerem verwandelte diesen bereits nach 5 Sekunden und lies dem kolumbianischen Torwart dabei keine Chance. Die 2:1 Führung spielten die Norweger dann wieder gewohnt souverän über die Zeit. Kolumbien war in dieser Begegnung mit Sicherheit nicht die schlechtere Mannschaft, jedoch mit einer erschreckend schlechten Torchancenausbeute. Wenn dieses Team Tore schießen lernt, wird sie eine gefährliche Herausforderung für jedes Team dieser Welt.

Marion Schlue erlöst die deutschen Damen

Marion Schlue erzielt das 1-0 gegen Dänemark - Foto (c) T.Stanschus

Marion Schlue erzielt das 1-0 gegen Dänemark – Foto (c) T.Stanschus

Bei den Damen lief heute alles rund. Zumindest macht es optisch und auf der Anzeigetafel den Anschein. Von Nervosität war ebenfalls am heutigen Tag nichts zu spüren. Das zeigte sich auch in der von Anfang an dominanten Begegnung gegen die Damen aus Dänemark. Bereits nach zwei Spielminuten machte Marion Schlue (Nr.9) deutlich, dass für Deutschland nichts weniger als ein klarer Sieg die Ansage ist. Bereits eine Minute später erhöhte Laura Dörflinger zum 2:0. Es folgten bis zur Halbzeit weitere Tore durch Regina Pavlovic (5., 8.min) und nochmals Schlue (15min).

Nach der Halbzeit waren die Däninnen etwas besser aufgestellt, jedoch ließen auch in Durchgang zwei Tore durch die deutschen Damen nicht verhindern. Der 5:0 Halbzeitstand wurde durch ein Kontertor von Kapitänin Stefanie Nusser (20min.), einem Strafwurf von Regina Pavlovic (21min.) und dem Abschlusstreffer von Nadine Griebl (25min) auf 8:0 Endstand erhöht. Einzige Schwäche im deutschen Team war ein zwei Minuten Überzahlspiel, dass eine dänische Spielerin nach einer Zwickattacke erhalten hatte, das nicht zu einem Tor verwandelt werden konnte. Aber auch ohne dieses Tor darf man stolz sagen, dass die deutschen Damen mit dem 8:0 wieder klar zu den Titelfavoriten auf dieser Weltmeisterschaft zählen.

Herren dominieren klar gegen unbekanntes Venezuela

Bei den Herren ging es heute gegen Venezuela, eine Mannschaft die erstmals auf einer WM ist, und bereits gegen Südafrika anmerken ließ, dass sie nicht zu unterschätzen ist. Mit dem besseren Torverhältnis im Rücken, wussten die deutschen Herren, dass man bei einem Unentschieden bereits den sicheren Gruppensieg belegen wird. Dass das allerdings nicht der Anspruch eines Vizeweltmeisters ist, machten die deutschen Herren früh deutlich. Es dauerte zwar etwas bis Deutschland sich auf das massive Vorchecking Venezuelas eingestellt hatte, jedoch fiel bereits in Minute vier der erste Treffer durch Valetin Dressely. „Venezuela spielt genauso wie Kolumbien- nur eben ohne Torwart“, beschreibt Christian Förschler den Gegner. Und tatsächlich, Venezuela war immer mit 3 bis 4 Spielern um die deutschen Angreifer verteilt, am Tor aber meist nur mit einem Torwart vertreten. Es folgten neun weitere Treffer (Dingel (5min), Heckrath (8min), Schottmüller J. (8min), Pahl (9min), Heckrath (11min), Dingel (12min), Pahl (13min), Lange (15min). Beim Halbzeitstand von 10:0 wechselte Deutschland einmal komplett durch und ließ auch die Reservisten ins Wasser. Zudem wurde das Tempo rausgenommen und klare Vorgaben für die zweite Hälfte von Seiten der Trainer gemacht. Toren von Pahl (18min), Dressely (22min) und Tadda (23min) folgte ein abschließendes sicheres Ballspiel und zu einem abschließenden Treffer von Andreas Weißenberger zum 14:0 Endstand.

Namhafte lokale Presse berichtet über die WM - Titelseite T.Stanschus

Namhafte lokale Presse berichtet über die WM – Titelseite Foto (c) T.Stanschus

Anekdoten:

  • Zum Thema Aufbau erklärte CMAS Unterwasserruby Präsident im Spaß, „Ich habe das Gefühl, dass die Wettkampfstätte rechtzeitig zum Finale vollständig aufgebaut ist“. Er spricht dabei an, dass jeden Tag etwas Neues die Spieler überrascht.
  • So steht beispielsweise seit heute ein großes Sanitätszelt direkt neben der „Offiziellentribüne“ am Beckenrand. Dass die Sanitäter durchaus ihre Berechtigung haben bewies das Spiel der Venezuela gegen Australien bei den Damen. Nach dem Spiel fiel eine Venezuelanerin  plötzlich in Ohnmacht und wurde von den Sanitätern abtransportiert. Sie hat sich laut Gerüchten zufolge eine Fraktur in der Augenhöhle zugezogen.
  • Heute war ein offizieller Vertreter der CMAS bei uns beim Abendessen. Er war da um die Qualität sowie die Versorgung unserer Mannschaft im Hotel zu prüfen. Offensichtlich wird ein großes Augenmerk auf die Qualitätssicherung gelegt.
  • Jedoch darf man sagen, dass wir in unserem Hotel bestens ausgestattet sind. Alle „Sonderwünsche“ und Anfragen werden uns zeitnah erledigt. Gestern haben wir kollektiv eine Runde Mannschaftsshirts für einen Pfennigbetrag zur Wäsche aufgegeben können.
  • Die lokale Presse berichtet bereits auf Hochtouren über die Weltmeisterschaft. Auf nahezu jeder Tageszeitung am heutigen Tag fand sich ein Unterwasserrugby- Foto bereits auf der Titelseite.
  • Ein junger Mitarbeiter des Hotels war heute zu Gast bei unserem Spiel. Ich habe ihn gefragt ob er sich das anschauen möchte und habe ihm eine Karte besorgt. Er war sehr begeistert und hatte seine Freundin dabei.
  • Am Eingang des Bades werden nicht nur Tickets an Besucher vergeben, der Eintritt ist aktuell frei, jedoch sind die Karten limitiert, sondern auch von Polizisten Taschen- und Metaldetektorenkontrollen durchgeführt.
  • Sebastian Lange hat die Tradition eingeführt vor jedem Spiel eine Melone am Beckenrand zum Essen vorzubereiten. Die Melone für morgen früh 8Uhr Ortszeit steht schon bereit.
  • Der gestern von Mannschaftsführer monierte neonrote Rugbyball wurde nicht ausgetauscht. Er hat tiefe Spuren, die vermutlich von den Böden der Körbe kommen. Die Körbe haben nun eine Matte innen.
  • In Kolumbien ist aktuell Winter, daher kommt es immer mal wieder zu Regenschauern. Heute hat es die Deutschen Damen auf dem Weg zum Wettkampfpool mit einem Regenschauer erwischt. Glücklicherweise sind die Klamotten wenige Minuten nachdem die Sonne rauskommt wieder trocken.
  • Venezuela,… wir sind uns nicht sicher wie man die männliche und weibliche Form bildet.
  • Heute haben uns die Norwegerinnen mit einem beeindruckenden Aufwärmprogramm überrascht. Sie haben einfach laut Musik angemacht und getanzt… bereits nach wenigen Minuten hatten sie reichlich, männliche Fans.

Torsten Stanschus, Delegationsleiter des VDST-Teams

 

 

Mehr über die WM15 in Cali


Spielplan von der Weltmeisterschaft:  http://www.uwr-blog.eu/unterwasser-rugby-weltmeisterschaft-2015-in-kolumbien/

Weitere Berichte von der Nationalmannschaft: http://www.uwr-blog.eu/tag/tagebuch-cali/

Auch auf der Seite vom TSV Malsch gibt es noch weitere Berichte aus Kolumbien: http://www.uwr-malsch.de/

Youtube Playlist: https://www.youtube.com/playlist?list=PLR0vO0s0Bw_gjKaFUS0lTAA4uSCpQG29o